Informelle Öffentlichkeitsbeteiligung im Wohnungsbau: herausfordernd und effektiv

<h1>Informelle Öffentlichkeits-beteiligung im Wohnungsbau: herausfordernd und effektiv</h1>

Die Wohnungsknappheit in Deutschland setzt Städte und Gemeinden über Jahre in Handlungsdruck: Die wachsende Anzahl geförderter Wohnbauprojekte führt zu mehr und längeren Verfahren, deren Laufzeiten und Kosten minimiert werden müssen, nicht zuletzt, um Herstellungsfristen einzuhalten. Zudem gewinnt auch in der Stadtentwicklung der Partizipationsaspekt wieder an Bedeutung.

NeulandQuartier hat in Zusammenarbeit mit dem privaten Institut UCM Leipzig zwischen dem 5. August und 10. September 2022 eine zweistufige empirische Untersuchung zur Effektivität informeller Öffentlichkeitsbeteiligung im kommunalen Wohnungsbau durchgeführt. Deren Resultate fassen wir im Folgenden zusammen.

Gefragt nach den fünf Effekten Geschwindigkeit, Qualität der Planung, verringerte Widerstände in der Öffentlichkeit, Akzeptanz und Nutzen-Kosten-Verhältnis ergaben sich in den jeweiligen Perspektiven von Wohnungsbauunternehmen und Ämtern zum Teil leicht unterschiedliche Einschätzungen. Insgesamt wird die informelle Beteiligung aber von beiden Seiten eher positiv bewertet – mit einer Ausnahme: Nach Aussagen der Unternehmen leide die Geschwindigkeit einer Projektabwicklung bereits bei informativen Formaten und sinke immer weiter mit Erhöhung des Beteiligungsgrades. Qualität, verringerte Widerstände und Akzeptanz verbesserten sich hingegen aus der Perspektive der Wohnungsbauunternehmen sogar etwas stärker als nach Ansicht der Ämter, während letztere das Nutzen-Kosten-Verhältnis leicht positiver einschätzen. Auf beiden Seiten sinkt jedoch die Bewertung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses mit zunehmendem Beteiligungsgrad und ist bei der Kooperation im Durchschnitt nur noch schwach positiv.

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Trotz einer insgesamt positiven Bewertungstendenz lässt sich aus den unterschiedlichen Erfahrungen erkennen, dass eine informelle Öffentlichkeitsbeteiligung an sich weder ein Garant für eine Zeit- und Kostenersparnis noch für eine Qualitätsverbesserung oder Erhöhung der Akzeptanz bzw. Verringerung der Widerstände ist. Da jedes Projekt seine individuellen Anforderungen und unterschiedliche Komplexität besitzt, bedarf es unbedingt einer sorgfältigen und frühzeitigen Vorbereitung der Einbindungsformate sowie deren professioneller Durchführung. Die Gefahr, dass eine informelle Beteiligung aufgrund fehlender Expertise sowie geringer Personal- und Finanzausstattung scheitert, wächst bei den Formaten der Konsultation und der Kooperation. Eine unzulängliche Koordinierung der verschiedenen Verantwortungsbereiche birgt erfahrungsgemäß sogar das Risiko eines kontraproduktiven Verlaufs. Es gibt keine Standardlösung, die auf alle Projekte angesetzt werden kann, weswegen vermutlich eine Standardisierung von den Befragten eher abgelehnt wurde. Insgesamt weit die Studie darauf hin, dass jedes Projekt in all seinen Facetten individuell analysiert und in Zusammenarbeit mit den Ämtern und den Unternehmen frühzeitig entwickelt werden muss. Hierzu kann eine externe Instanz kann nach Ansicht der Studienteilnehmer einen wichtigen Beitrag leisten.

Download der vollständigen Studie